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Nukleare Drohnen – ein neuer Albtraum


Nukleare Drohnen – ein neuer Albtraum?

Wenn man dem amerikanischen Geheimdienst glauben schenken mag, hat Rußland am 27. November eine neue Büchse der Pandora geöffnet: Von einem U-Boot der Sarov-Klasse wurde eine Drohne gestartet, die mit Nuklear-Raketen ausgerüstet werden kann.

Der klassische Boomer

Um die neue Qualität zu verstehen, muß man sich kurz mit der bisherigen Strategie und den daraus resultierenden U-Booten beschäftigen. Bisher waren mit Kernwaffen bestückte U-Boote die ultimative „Zweitschlagwaffe„: Selbst wenn das eigene Territorium komplett durch den Gegner zerstört worden wäre, sollte noch ein ebenfalls zerstörender Gegenschlag ausgeführt werden — das war die Doktrin vom „Gleichgewicht des Schreckens„. Zu diesem Zweck baute man Interkontinentalraketen in U-Boote mit Kernreaktor-Antrieb ein. Diese U-Boote konnten sich in den Weiten der Weltmeere verstecken. Ihre Einsatzzeit ist nur durch die Vorräte und die Belastbarkeit der Mannschaft begrenzt.

Das Konzept der gesicherten Zweitschlagfähigkeit erfordert Interkontinentalraketen, denn nur durch deren Reichweite ist das Verstecken in den Weltmeeren möglich. Solche Interkontinentalraketen sind aber wegen ihres notwendigen Treibstoffvorrats sehr groß. Stellt man zehn und mehr solcher Raketen senkrecht nebeneinander, ist die erforderliche Größe des U-Bootes vorgegeben. Man erhält einen „Unterwasser-Kreuzer„. Ein solch großes Boot braucht ein entsprechendes Kernkraftwerk als Antrieb und hinterläßt damit eine Menge Geräusche, Abwärme, Bugwellen etc. Alles Erscheinungen, die eher auffällig sind und einem erfolgreichen Verstecken entgegen stehen.

Die Nukleardrohne

Verzichtet man nun auf Reichweite, kann man entsprechend kleine Raketen verwenden. Das ist das wohlbekannte Prinzip der „Mittelstrecken- oder Kurzstreckenrakete“. Wegen der kurzen Strecke, ist die Vorwarnzeit entsprechend gering. Allerdings entsteht das Problem der Stationierung in unmittelbarer Nähe des Feindesgebiets. Mit diesem Konzept ist bereits die Sowjetunion gescheitert: Kubakrise und Nato-Nachrüstungsbeschluß. Wenn es nun aber gelingt, eine solche Kernwaffe auf einer Unterwasser-Drohne mit Nuklearantrieb zu stationieren, werden die alten Träume vom möglichen Erstschlag Realität: Man kann die Drohne wegen ihres Nuklearantriebs monatelang unerkannt in Stellung bringen und halten.

Baut man klein und hat vor allem keine Menschen an Bord, kann man mit wesentlich höheren Drücken umgehen, d. h. viel tiefer tauchen. Je tiefer man taucht, je besser kann man sich verstecken. Man braucht nur noch einen Nuklearantrieb, damit man praktisch beliebig lange tauchen kann und jeden Ort der Erde erreichen kann. Ist die Drohne klein genug, kann sie von einem konventionellen U-Boot ausgesetzt und wieder aufgenommen werden. Alles relativ unbeobachtet. Oder mit anderen Worten: Man treibt den Aufwand zur U-Boot-Jagd in unermeßliche Höhen.

Bei einem solchen „Tochterboot-Konzept“ ergibt sich noch ein weiterer Vorteil: Man kommt mit einem sehr kleinen Antrieb aus. Schon die heutigen Boomer fahren in ihrem Aufenthaltsgebiet möglichst langsam, um möglichst unauffällig zu bleiben. Eine nukleare Drohne könnte einen Kombiantrieb aus Batterie und Nuklearantrieb haben. Die Batterie würde wie bei einem Torpedo den kurzfristigen Antrieb übernehmen. Damit lassen sich sehr hohe Geschwindigkeiten — zur Flucht — erzielen. Diese Batterie kann durch einen nuklearen Stromerzeuger wieder aufgeladen werden. Da die Leistungen gegenüber einem konventionellen U-Boot klein wären, wäre dazu nicht einmal ein Reaktor mehr nötig. Es böte sich hierfür eine sog. „Nuklearbatterie“ an. Dabei handelt es sich um eine nukleare Wärmequelle, die über ein Thermoelement elektrischen Strom erzeugt. Die Russen besitzen jahrzehntelange Erfahrungen auf diesem Gebiet. Mit solchen „Nuklearbatterien“ wurden z. B. Leuchttürme und Bojen im Eismeer betrieben.

Da die nuklearen Drohnen ohne Personal betrieben werden, kann die Abschirmung gegen Strahlung nur sehr schwach ausfallen. Darin verbirgt sich aber eine weitere Gefahr für die Weltmeere bereits in Friedenszeiten: Geht nämlich eine solche Drohne verloren, gelangt unkontrolliert eine Menge Atommüll in die Umwelt. Verlockend an einer solchen nuklearen Batterie ist, daß sie keine beweglichen Teile enthält und somit geräuschlos arbeitet. Sie wäre damit praktisch (passiv) nicht zu entdecken.

Die strategische Bedeutung

Besonders menschenverachtend ist, daß in diesem Zusammenhang wieder die „Kobaltbombe“ aus Sowjetzeiten auftaucht. Bei dieser Kernwaffe erzeugt man bewußt langlebige radioaktive Elemente. Mit diesem Fallout wollte man größere Gebiete des Klassenfeindes für Jahrzehnte unbewohnbar machen. Bei dem neuen Konzept, will man damit Marinebasen des Feindes verseuchen. Höchst beunruhigende Gedankengänge, besonders wenn sie aus den Reihen des Schlächters von Grosny und Aleppo laut gedacht werden. Wer als erstes systematisch Krankenhäuser bombardiert, um die angestammte Bevölkerung aus dem von ihm beanspruchten Gebiet zu vertreiben, dem sollte man solche perversen Gedanken durchaus abkaufen.

Die nuklearen Drohnen könnte man einfach als Hirngespinst abtuen, wenn nicht seit geraumer Zeit eine Verlagerung von konventioneller zu nuklearer Rüstung Russlands zu verzeichnen wäre. Wie gefährlich diese Strategie ist, zeigt gerade der Syrienkrieg. Wie lange glaubt Russland seinen Vasallen Iran unter Kontrolle halten zu können? Der Schlag der IDF gegen den Transport von Giftgas in der Nähe von Damaskus sollte Warnung genug sein. Israel ist nicht die Ukraine. Sollten irgendwelche „Grünen Männchen“ versuchen, ein israelisches Flugzeug abzuschießen, wird sich innerhalb von Stunden das russische Expeditionskorps (endgültig) in einen Haufen Schrott verwandeln. Will Russland dann atomar antworten? In einer Gegend mit hunderten Kernwaffen? Allein auf Incirlik Air Base lagern noch mindestens 50 Kernwaffen der NATO. Israel selbst verfügt über ein beträchtliches Arsenal. Hinzu kommen vor Ort die Flotten von USA, Frankreich und Großbritannien.

Dieser Beitrag wurde zuerst am 12.12.2016 veröffentlicht.