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Der Ampel-Hammer

Die Ampel versucht gerade im Schweinsgalopp ein Gesetz durchzupeitschen, welches nun wirklich jeden Bundesbürger zur Kasse bittet – eine warme Wohnung ist in unseren Breiten genauso unverzichtbar wie Essen und Trinken. Ist es Endzeitstimmung, die FDP/Grüne/SPD verleitet, sich gegen das Parlament zu stellen? Wer Demokratieverdrossenheit will, muß nur Volk und Parlament knapp 170 Seiten (!) überwiegend abstruse Gedanken zum Fraß vorwerfen: Wir ziehen das jetzt in ein paar Wochen durch, weil wir das können! Man muß kein Politologe sein, um vorherzusagen, daß ihnen das schlimmer auf die Füße fallen wird als Corona und die „Trittinsche Eiskugel“ zusammen. Dieser Entwurf trieft nur so von Lobby-Interessen. Ich glaube, kein Alt-68er konnte vorhersehen, wie sich Konzerne und „Ökos“ einst zusammenschließen, um gemeinsam das Volk über den Tisch zu ziehen.

Die „Experten-Anhörung“ am 3.7.23

Die Anhörung der selbst ernannten „Experten“ im Fachausschuss am Montag kann man nur als Farce bezeichnen. Da setzt sich eine Gruppe von Menschen zusammen, die sich anmaßen, über mehr als 100 Seiten detaillierte Technik zu schwadronieren, ohne auch nur die geringste fachliche Qualifikation zu besitzen. Wie wäre die „Anhörung“ wohl verlaufen, wenn man wenigstens einen Techniker eingeladen hätte? Wofür haben wir eigentlich die unzähligen Lehrstühle für „Heizung- und Klimatechnik“ an den Hochschulen? Die schlimmsten Korken in diesem Gesetz würden uns und den deutschen Gerichten sicherlich erspart bleiben. Tut mir leid, aber für mich hat das System, daß man Sachverstand und praktische Erfahrung immer durch ideologische Schwätzer ersetzt. Wie soll ein Diskurs überhaupt aufkommen, wenn man nur einschlägige Lobbyisten einlädt (siehe Teilnehmerliste)? Das ist einfach nur noch „Gelenkte Demokratie“, die zielstrebig zur „Demokratieverdrossenheit“ führt. Aber Vorsicht, das Thema: Wie bezahl ich meine Heizung, geht den Menschen noch viel näher als irgendeine vorgebliche Corona-Pandemie und vor allem, es ist für jeden unmittelbar nachvollziehbar.

Die einzig bemerkenswerte Aussage für mich kam von Prof. Dr. Fritz Söllner von der Technischen Universität Ilmenau, der die im Gesetzentwurf angegebenen Kosten versucht hat, in „Vermeidungskosten pro Tonne CO2“ umzurechnen: Er kam auf den stolzen Wert von 1800 EUR pro Tonne! Wer weiter mit Öl und Gas heizt – behaupten die Grünen – wird bald teurer als mit Strom heizen. Wer kann hier nicht rechnen?

Der Popanz der Kommunalen Wärmeplanung

Im Anhang wird für das Jahr 2021 von 13,6 Millionen Gaskesseln und 5,2 Millionen Ölheizungen ausgegangen. 40% des gesamten Erdgasverbrauchs entfielen auf die Gebäudeheizung. Was für ein Geschäft! Die Gasversorger brauchen sich übrigens keine großen Sorgen zu machen, da ja der Strom für die elektrischen Wärmepumpen aus den 50 neuen Gaskraftwerken kommen soll, die Habeck bauen will. Man erzeugt also elektrische Energie mit einem Wirkungsgrad von maximal 60 %, um an kalten Tagen damit elektrisch zu heizen.

Jetzt tut man so, als hätte es nie Planungen zu Fernwärmenetzen in Deutschland gegeben. In den 1980er Jahren wurden genau solche Studien mit großer staatlicher Förderung in der untergegangenen BRD durchgeführt. Alle Argumente des Für und Wider sind bekannt, aber offensichtlich vergessen. Ausdrücklich auch der Einsatz von Großwärmepumpen. Es wurden auch zahlreiche Projekte damals verwirklicht, die aber alle den Tod der Unwirtschaftlichkeit gestorben sind. Damals wollte man die Abhängigkeit vom Öl (Ölkrisen 1973 und 1976) verringern. In der DDR hatte man gar keine Devisen für Ölimporte übrig und hat deshalb viel konsequenter und kontinuierlich auf Fernwärme aus Braunkohle gesetzt.

Selbst in den Großstädten ist es, wie es ist. Das Haus des Autors ist an die Fernwärme angeschlossen, die Nachbarn haben eine recht neue Gasheizung, das Gewerbe an der Ecke eine geförderte Pelletheizung. Man kann über den Sinn streiten, aber Konkurrenz belebt das Geschäft. Durch die Wahlmöglichkeiten waren die Preise aller im Rahmen. Was geschieht, wenn Robert Habeck erstmal seinen Anschlusszwang durchgezogen hat, kann sich jeder selbst überlegen. Hier reden wir immerhin über Netze in einer Großstadt, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Wenn die kleineren Kommunen jetzt auch verleitet oder gezwungen werden, Fernwärmenetze zu bauen, wird es ohne Anschlusszwang gar nicht gehen. Wäre es „profitabel“ gewesen, hätte man längst diese Netze gebaut.

Ganz brutal wird es aber für alle Bewohner auf dem Land werden: Dort gibt es meist nicht einmal einen Gasanschluss. Öl oder Flüssiggas waren und sind die einzigen Alternativen. Zwingt man diese Eigentümer zur elektrischen Wärmepumpe, kommt dies oft einer Enteignung gleich. Die notwendigen Investitionen und die stark erhöhten Betriebskosten werden zum Verkauf für einen „Appel und nen Ei“ zwingen, denn auch der Käufer übernimmt ja die Probleme. Wobei immer noch die Frage bleibt, ob es technisch überhaupt möglich ist. Gerade auf dem Land ist die notwendige Eigenbeteiligung für einen verstärkten Stromanschluss (e-Auto und e-WP) auf Grund der dünnen Besiedelung extrem hoch.

Ähnlich sieht es auch in den Vorstädten aus, wo die benötigte Heizleistung pro Grundstück noch zu klein ist für ein wirtschaftliches Fernwärmenetz, andererseits wegen der Bebauungsdichte Grundwasserwärmepumpen ganz ausscheiden und Luftwärmepumpen das „vormals ruhige Wohngebiet“ zu einem Industriepark (Geräuschbelästigung) mutieren. Aber auch hier wieder bleibt die zentrale Frage der technischen Realisierbarkeit, die Stromversorgung.

Die idiotischen 65% „Erneuerbaren“

Was bitte soll der Anteil von 65% „erneuerbare Energien“ an der Heizenergie bedeuten? Energie läßt sich nur wandeln, aber nicht erneuern. Soll das „einfache Sprache“ in einem Gesetzestext sein oder die Basis für Klagen? Man muß sauber unterscheiden zwischen der Nutzwärme – die letztlich aus dem Heizkörper kommt – und den Einsatzenergien, die zu ihrer Erzeugung nötig sind. Gemeint ist wahrscheinlich die Nutzwärme, auf die sich die 65% beziehen. Um es nicht zu breit für einen solchen Artikel zu machen, will ich mich auf die Luftwärmepumpen beschränken. Was aus der (hoffentlich) Fußbodenheizung kommt, ist die vom Heizungssystem (WP, Umwälzpumpen, Steuerung etc.) vorher bereitgestellte Wärme. Die ist aber bei einer WP die Summe aus der von der Umgebungsluft aufgenommenen Wärme („erneuerbare Energie“) und der aufgewendeten elektrischen Arbeit.

Ab hier wird es beliebig kompliziert und strittig. Wie wurde die über die Zeit integrierte elektrische Leistung tatsächlich erzeugt? Hört sich fürchterlich gestelzt an, ist aber von ausschlaggebender Bedeutung. Der Wärmebedarf eines Gebäudes setzt sich aus dem Transmissionswärmeverlust (durch die Wände und Scheiben), dem Lüftungsverlust („verbrauchte“ Luft) und dem Warmwasserverbrauch zusammen. Alle fallen zu unterschiedlichen Zeiträumen und mit unterschiedlichen Temperaturen an. Der „Heizungsbedarf“ hängt annähernd linear von der Außentemperatur ab. Die Brauchwassertemperatur muß 60 °C betragen (Legionellen). Hinzu kommen bei einer guten Architektur auch noch Wärmegewinne durch die Sonneneinstrahlung. Wetter ändert sich ständig. Damit die Sache endgültig kompliziert wird, hängt aber die Leistungszahl (Verhältnis der abgegebenen Heizleistung zu der aufgewendeten elektrischen Leistung) einer Wärmepumpe von der momentanen Temperaturdifferenz von Senke (Vorlauftemperatur, Brauchwassertemperatur) und der Quelle (Außenluft) ab. Lange Rede, kurzer Sinn: Zu jedem tatsächlichen Arbeitspunkt gehört der tatsächliche Strommix. Weht aus dieser Ecke die im Gesetz geforderte Messung (verklausuliert als Automatisierungstechnik) und Dokumentationspflicht über Jahrzehnte oder gar die Fernüberwachung? Wie hoch sind die Strafen bei Unterschreitung der 65%? Etwa Nachzahlung der CO2-Abgabe? Dann wird der Betrieb (Heizkosten) einer elektrischen Wärmepumpe aber richtig teuer. Die höchste Leistung wird aber in einer kalten Winternacht benötigt, in der es keine „Sonnenenergie“ gibt und überwiegend auch der Wind schwach weht. Die elektrische Leistung muß dann zwingend aus fossilen Energieträgern („Atomausstieg“) erzeugt werden. Dumm nur, daß bei geringen Außentemperaturen zumindest eine Außenluft-Wärmepumpe zu einer rein elektrischen Heizung wird (Ja, es gibt tatsächlich eingebaute Tauchsieder für entsprechend kalte Tage!). Glücklich wer dann noch eine Gasheizung hat, selbst zu Gaspreisen, mit denen z. B. immer die Göring-Eckhardt droht.

Aus den vorgenannten Gründen gab es schon immer die „bivalent betriebenen Wärmepumpen“: Eine Kombination aus Wärmepumpe und Heizkessel. Unterhalb von ca. 0°C (Frostgefahr, elektrisches Abtauen nötig) wird die Wärmepumpe abgeschaltet und der Kessel übernimmt.

Unsinn sind die immer wieder ins Gespräch gebrachten Wärmepumpen, die Abwasser als Quelle nutzen. Nach der Kläranlage o.k., dann hat man aber lange Transportwege und braucht ein Fernwärmenetz. Im Kanal ein Albtraum der Kläranlagen: Abwasserreinigung ist ein biologischer Prozess. Die Kläranlagen haben schon so genug Probleme im Winter. Genauso unsinnig sind die Fernwärmenetze mit „Niedertemperatur“. Sinnvolle Mindesttemperaturen im Netz sind 70°C bei Brauchwasserbereitung oder 150°C für Klimaanlagen (Absorptionsanlagen). Weht daher der Wind für die ausdrückliche Zulassung von elektronischen Durchlauferhitzern für Warmwasser?

Die Frage der Kältemittel

Kann sich noch einer an das „Ozonloch“ erinnern? Welcher Aufstand damals um fluorierte Kohlenwasserstoffe als Kältemittel gemacht wurde? Man hat dann auf brennbare und giftige Mittel umstellen müssen. Sollen die jetzt im Keller stehen oder müssen die Anlagen aus Sicherheitsgründen in den Garten? Wann kommen die „neuen Vorschriften“ aus Brüssel? In Deutschland gibt es kein Eigentum mehr. Wenn die Regierung eine neue Idee hat, muß der Bürger sich halt fügen. Er ist ja kein schwedischer Konzern (Atomausstieg), der seine Rechte international einfordern kann.

Die neuen Zusatzkosten

An dieser Stelle wird der Lobby-Einfluß deutlich. Es wird eine ganze Orgie von Überprüfungen und Vorschriften neu eingeführt. Man kennt das ja vom Auto: Nicht die Prüfgebühren sind das Problem, sondern die Kosten für die Reparaturen. Immer den Nachweis der absurden 65% „Erneuerbaren“ im Hinterkopf behalten. Der Nachweis muß erbracht werden, wie, ist das Problem des Hausbesitzers, und bezahlen muß letztendlich der Mieter. Wie ursprünglich gut gemeinte Regelungen durch die einschlägigen Konzerne pervertiert werden, zeigt die „Heizkostenabrechnung“ schon heute. Der Gedanke war vor Jahrzehnten, einen wirtschaftlichen Anreiz zum Energiesparen zu bieten. Ich kann nur jedem empfehlen, mal seine Heizkostenabrechnung genau anzuschauen, wie hoch der Anteil für Meßtechnik, Abrechnung usw. an seinen Heizkosten ist. Selbst wer neidisch veranlagt ist, würde darauf verzichten, auch wenn sein Nachbar vielleicht etwas öfter duscht – und bitte nicht nachher wieder über die hohen Mieten klagen, wenn die Nebenkosten durch dieses Gesetz weiter in die Höhe getrieben werden.

Wie absurd dieser Entwurf ist, zeigt der „hydraulische Abgleich“. Er wird 13 mal gefordert. Allein die schiere Zahl zeigt, daß offensichtlich keiner versteht, was das ist. Es ist das Zauberwort, was jeder Heizungsmonteur schon im ersten Lehrjahr kennenlernt um Rentner und Hausfrauen zu beeindrucken. Es stammt aus fernen Tagen, als es noch keine Heizkörper-Thermostatventile, geschweige Smartphone-Apps für die zeitliche Programmierung oder elektronische Heizungspumpen gab. Damals (DDR-Plattenbauten mit Einrohrsystem) bestimmte der Heizkörper mit dem schlechtesten Durchfluß die notwendige Vorlauftemperatur – Regelung der Raumtemperatur war nur über das Fenster möglich. Wo gibt es heute noch Heizkörper ohne Regelventile? Welcher Heizungsbauer nimmt keine Abgleichung der Strangventile bei der ersten Inbetriebnahme einer neuen Anlage vor? Aber die Bastler dieses Gesetzes entblöden sich nicht, abzuschätzen, wieviel Minuten der Hausbesitzer dafür braucht, um einen Handwerker im Internet zu finden, diesen zu empfangen, die Rechnung abzulegen usw.

Die Kosten

Überhaupt die Kosten. Die im Anhang aufgeführten Kosten für die notwendigen Investitionen und die Gegenrechnung der Einsparungen sind hanebüchen. Jemand, der sein halbes Leben mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen als Kunde und Auftragnehmer verbracht hat, stehen seine wenigen Haare zu Berge – wie man so sagt. Jetzt versteht man, wie solche „Trittinsche Eiskugeln“ erschaffen werden – oder auch – wie dieses Land von „Experten“ systematisch ruiniert wird.

Die anderen gebotenen Möglichkeiten

Es ist offensichtlich, daß dieses Gesetz darauf abhebt, die ins schlingern geratene Windindustrie zu stützen. Das Gebäude und das e-Auto als Senke für die Überproduktionen mit Entsorgungsgebühren (negative Strompreise an den Börsen). Zukünftig soll der Bürger den Abfall teuer bezahlen und in seinem Gebäude zwischen lagern. Das sind die feuchten Träume der Schlangenölverkäufer. Die Abu-Graichens lassen grüßen.

Jeder, der sich halbwegs mit Energiewirtschaft auskennt, ist sich darüber im Klaren, daß das nicht funktionieren kann. Man bietet deshalb schon mal ein paar Verbrennungstechniken an: Kessel für nachwachsende Energieträger, elektrische Durchlauferhitzer – aber bitte elektronisch, synthetische Brennstoffe usw. Der absolute Hit ist „blauer Wasserstoff“. Texas steht schon bereit. Wollen die Deutschen Wasserstoff statt Erdgas, kein Problem: Man erzeugt Wasserstoff aus Erdgas und lagert das entstandene CO2 ein. Die Ölindustrie wartet schon lange darauf, zwecks Steigerung der Ölförderung. Die Deutschen bekommen als Ablass ein handelbares Zertifikat über den CO2-freien Wasserstoff und alle sind glücklich. Der Michel zahlt gern, hat er doch das Weltklima gerettet.

Was wird aus den zahlreichen Blockheizkraftwerken in Deutschland? Was ist mit Wärmerückgewinnung aus der Lüftung (in einem Haus mit hohem Dämmstandard wird das zur bestimmenden Größe)? Was wird aus Wärmepumpen, die durch Verbrennungsmotoren angetrieben werden (auch für „alte Heizungen“ mit hohen Vorlauftemperaturen geeignet)?

Wie machen es andere Länder?

Viele setzen auf Kernenergie. Gerade die Chinesen beginnen massiv Dampf aus ihren Kernkraftwerken auszukoppeln, um damit ganze Städte zu beheizen und auch die Industrie mit Prozesswärme zu versorgen. Keine neue Idee, sondern die Kopie aus Deutschland (Kernkraftwerk in Stade, bevor die Grünen und die Roten den ersten Atomausstieg gemacht haben).

Heizung mit elektrischer Energie aus französischen Kernkraftwerken als deren Konsequenz aus den Ölkrisen. Dies ist übrigens der Grund, warum viele KKW in Frankreich keine Kühltürme haben. Man braucht die KKW mit Flusskühlung nicht im Sommer und kann dann die Wartungsarbeiten durchführen.

Finnland entwickelt kleine Heizreaktoren mit nur 5 MWth zur Versorgung kleiner Gemeinden mit Wärme. Sie sollen die fossilen Energien in kleinen Fernwärmenetzen ersetzen.

Oder man macht einfach so weiter wie bisher. Dies gilt für die überwältigende Mehrheit aller Länder – „menschengemachte Klimakatastrophe“ hin oder her…